28.09.2007
Bernauer erinnerten an Konrad Wolf
Anlässlich des 25. Todestages des Filmregisseurs Konrad Wolf lud der Niederbarnimer Kulturbund für den 7. März zum Gedenken an die Konrad-Wolf-Stele im Bernauer Stadtpark (nahe dem Pulverturm) ein. Zu den Gästen sprach Bürgermeister Hubert Handke.
„Der 7. März 1982 war kein guter Tag für den DDR-Film. Einer der besten Regisseure, die es im Osten Deutschlands gab, starb. Starb mit nur 56 Jahren.“ Ihm hatten die DDR-Bürger Filme wie „Sonnensucher“, „Professor Mamlock“, „Der geteilte Himmel“, „Der kleine Prinz“, „Ich war neunzehn“, „Goya oder der arge Weg der Erkenntnis“, „Mama, ich lebe“ und „Solo Sunny“ zu verdanken. „Wolfs Filme erregten nicht nur wegen ihrer künstlerischen Qualität, sondern auch aufgrund ihrer politischen Fragestellungen international Aufmerksamkeit. Auch heute finden sie noch ihre Zuschauer. Konrad Wolf hat ein gutes Kapitel Filmgeschichte geschrieben.“
Aber auch ein Kapitel Bernauer Stadtgeschichte sei mit seinem Namen verbunden. So wurde er am 22. April 1945 der erste Stadtkommandant von Bernau. Wie es dazu kam, wird in dem 1967 gedrehten Film „Ich war neunzehn“ erzählt. Damit wurde dieses Stück Stadtgeschichte einem breiten Publikum zugänglich.
Am 7. Mai 1975 wurde Konrad Wolf auf einer Festveranstaltung zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bernau verliehen. Einige Male war er danach noch Gast in Bernau, kam dabei auch mit jungen Leuten ins Gespräch. „Auch nach der Wende waren es junge Menschen, die sich für die Lebensgeschichte des Antifaschisten und Regisseurs interessierten.
Verweisen möchte ich nur auf ein Projekt des Vereins Bildung - Begegnung - Zeitgeschehen, dessen Ergebnis unter anderem eine Dokumentation ist“, so Hubert Handke, der zugleich darauf verwies, dass sich in der kommenden Woche im Rahmen von Projekttagen Schüler der 11. und 12. Klassen vom Paulus-Praetorius-Gymnasium mit dem Leben von Konrad Wolf befassen werden. „Dieser war kaum älter als sie, als er Stadtkommandant wurde. Und da hatte er schon eine aufregende Kindheit mit Emigration in die Sowjetunion, einige Jahre als Soldat der Roten Armee und einen langen Kriegsmarsch hinter sich.“
Das Stadtoberhaupt ist gespannt, welchen Zugang 17- und 18-Jährige heute zu dem Menschen und Künstler Konrad Wolf finden. Dieser sagte einmal: „Wissen Sie, ich kann das Wort ,erziehen‘ nicht leiden. Welcher Mensch geht schon gerne ins Kino, wenn er weiß, er soll hier erzogen werden.“
Hubert Handke empfindet diese Haltung als sehr sympathisch. Sympathisch sei auch, dass Wolf betonte: „Ich begrüße und verteidige jeden Film, der ein reales Problem unseres Lebens aufgreift und das Publikum erreicht, bewegt.“ Dies sei ein Kriterium, das auch heute noch für jeden guten Film gelten sollte. „Aber wie mutig diese Aussage zu DDR-Zeiten war, verstehen wohl nur ehemalige DDR-Bürger. Umso erstaunlicher eigentlich, dass die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg 1985 nach Konrad Wolf benannt wurde und diesen Namen auch heute noch trägt. Sie ist die einzige Kunsthochschule des Landes Brandenburg und die älteste und größte von fünf Medienhochschulen in Deutschland.“
Konrad Wolf prägte als langjähriger Präsident der Akademie der Künste das Kulturgeschehen der DDR. „Wie ihm der Spagat zwischen dem Amt eines Parteifunktionärs und seinem künstlerischen Schaffen gelang, wird unterschiedlich beurteilt. Für mich war er immer ein international herausragender Filmregisseur“, so Handke.
Er hält es auf jeden Fall für wichtig, die Erinnerung an Konrad Wolf wach zu halten. Nicht zuletzt deshalb habe er die Schirmherrschaft über die Ehrungen übernommen.
„Und nicht zuletzt deshalb haben wir das Relief und die Stele, vor denen wir hier stehen, restaurieren lassen. Jetzt können wir auch die Inschrift auf Letzterer wieder richtig lesen: ’Die Kunst ist eine der edelsten Gesten des Vertrauens zwischen den Menschen’. Konrad Wolf brachte uns Vertrauen entgegen. Er vertraute auf unseren Verstand und unser Herz. Nehmen wir die Herausforderung an!“