Konrad-Wolf-Denkmal
Konrad Wolf (1925-1982) stammte aus einer jüdischen Familie und wurde kommunistisch erzogen. Ein Jahr nach der Machtergreifung der NSDAP wanderte die Familie zunächst nach Frankreich und später nach Russland aus. Dort ging er zur Schule, wurde sowjetischer Staatsbürger und meldete sich schließlich bei der Roten Armee. Als Leutnant, während des Marsches der sowjetischen Armee auf Berlin, wurde er für zwei Tage als erster Stadtkommandant für das befreite Bernau eingesetzt. Nach Kriegsende war er bis 1949 weiter für die Sowjetische Militäradministration in Halle und Wittenberg tätig, woraufhin er nach Moskau zurückkehrte und an der dortigen Filmhochschule studierte. In der Folge begann er als Regisseur bei der DEFA und wurde 1965 Präsident der Akademie der Künste der DDR. 15 Spielfilme drehte er insgesamt während seiner Laufbahn, unter anderem „Ich war neunzehn“, in welchem seine eigenen Erlebnisse ab der Stadtkommandantur in Bernau bis zum Einzug in das Schloss Sanssouci in Potsdam geschildert werden. Am 20. April 1975 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen. 1982 starb Konrad Wolf und wurde in einem staatlichen Begräbnis beigesetzt. Drei Jahre später stellte man ihm zu Ehren in Bernau dieses Denkmal, bestehend aus einer Stahl-Stele und einem Marmor-Relief, auf.
Die Stele hat der Metallbildhauer Jan Skuin (1943 -2018) geschaffen. In den 60er Jahren ging er beim Kunstschmied Fritz Kühn in die Lehre und begann im Anschluss ein Abendstudium im Fach Plastik an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Seinen Unterhalt verdiente er sich vorerst als Metallrestaurator, bis er 1973 seine Tätigkeit als freischaffender Künstler begann.
Das geöffnete Buch auf der Stele steht laut dem Bildhauer „für einen sich entfaltenden Gedanken“. Die Zeit hinterlässt zwar durch Witterung Spuren am Buch, anhaben kann sie ihm jedoch nichts. Auf der Stele selbst sind linksseitig die Lebensdaten Konrad Wolfs und rechtsseitig dieses Zitat von ihm zu lesen: „Die Kunst ist eine der edelsten Gesten des Vertrauens zwischen den Menschen.“
Der Schöpfer des Reliefs an der Stadtmauer war Werner Stötzer (1931-2010), einer der renommiertesten Bildhauer der DDR. Er gewann mehrere Preise hatte eine Professur an der Akademie der Künste der DDR inne und war nach der Wende Vizepräsident der Akademie der Künste. Mit Konrad Wolf war er befreundet. Dessen Film „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ wurde in Stötzers Heimatstadt Steinach gedreht und er selbst war an der Umsetzung beteiligt.
Thema Stötzers ist der Mensch, seine Figuren sind meist fragmentarisch. Sein Relief aus Marmor gibt den Worten Konrad Wolfs auf der Stele von Jan Skuin ein Bild. Menschen begegnen sich auf engem Raum, stehen in gegenseitigem Vertrauen und Schutz eng beieinander.