27.09.2011
Wettbewerbsergebnisse für das Rathaus II ausgestellt
Die Wettbewerbsergebnisse für das „Rathaus II“ sind gegenwärtig im Ratssaal des Bernauer Rathauses, Marktplatz 2 zu sehen. Die Ausstellung kann bis zum 7. Oktober zu den Öffnungszeiten des Rathauses (Montag, Mittwoch und Donnerstag von 7 bis 16.30 Uhr, Dienstag von 7 bis 18.30 Uhr und Freitag von 7 bis 13.30 Uhr) besichtigt werden.
Zum Hintergrund:
Die Stadt Bernau bei Berlin hat mit Blick auf die Konzentration ihrer Verwaltung, die sich gegenwärtig auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt, das Grundstück Bürgermeisterstraße 25 mit dem ehemaligen Bankgebäude erworben, um darauf ein zweites Rathaus zu entwickeln. Dazu hat die Stadt einen Realisierungswettbewerb ausgelobt und die ews Stadtsanierungsgesellschaft mbH mit der Durchführung beauftragt.
Auf Grund der Größe der Bauaufgabe musste dieser Wettbewerb europaweit ausgeschrieben werden. Insgesamt gingen dazu 143 Interessenbekundungen ein. Ausgewählt wurden folgende, überwiegend renommierte Architekturbüros:
1. Autzen & Reimers, Hufelandstraße 22, 10407 Berlin
2. studioinges, Stubbenkammerstraße 4, 10437 Berlin
3. Architekten Bathe + Reber, Liboristraße 16, 44143 Dortmund
4. 4a Architekten GmbH, Hallstraße 25; 70376 Stuttgart
5. Stephan Braunfels Architekten, Rudi-Dutschke-Straße 26,10969 Berlin
6. kleyer.koblitz.letzel.freivogel, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
7. trint + kreuder d.n.a, Auenweg 173, 51063 Köln
8. Architektengemeinschaft Zimmermann, Jahnstraße 5 a, 01067 Dresden
9. Lehmann Architekten GmbH, Franz-Ludwig-Mersy-Straße 5, 77654 Offenburg.
Zwischen Juli und September 2011 erarbeiteten die Büros Entwürfe auf Grundlage der Auslobungsunterlagen der Stadt. Von den neun Büros reichten acht Bewerber ihre Arbeiten fristgerecht bei der Stadt ein. Eine Jury unter Vorsitz von Prof. Dipl.-Ing. Petra Kahlfeld bewertete am 19. September in einer Preisgerichtssitzung die eingegangenen Arbeiten. Auf Grund nicht vollständiger Unterlagen, die eine hinreichende Beurteilung des Wettbewerbsbeitrages nicht zuließen, musste eine Arbeit aus dem weiteren Wettbewerbsverfahren ausgeschlossen werden.
Obwohl die Aufgabenstellung für die Bearbeitung der Entwürfe darauf abzielte, das vorhandene Bestandsgebäude in die Bauaufgabe zu integrieren, haben nur drei Arbeiten diese Zielstellung aufgenommen und hat nur ein Büro in seinem Entwurf die Fassaden des Erd- und Obergeschosses in authentischer Form erhalten.
Die beiden anderen Arbeiten überformten die Bestandsbebauung und die übrigen Wettbewerber gaben als Gründe für die Schaffung eines vollständigen Neubaus auf dem Standort die einfachere Herstellung der Barrierefreiheit und günstigere energieökonomische Lösungen an.
Insgesamt repräsentieren die Wettbewerbsarbeiten städtebaulich, architektonisch sowie in der funktionellen Gestaltung sehr differenzierte Lösungen. Überwiegend wurde an die Bestandsbebauung in der Bürgermeister- und in der Grünstraße angeschlossen und meist eine sehr kompakte, häufig wenig differenzierte Eckbebauung vorgeschlagen. Es gab aber auch Wettbewerbsbeiträge, die sich zur Bebauung der Grünstraße oder zu allen Bestandsgebäuden bewusst absetzten. Einerseits gab es Bebauungsvorschläge, die sich den historischen Baufluchten annäherten, andererseits Arbeiten, die teilweise oder vollständig neue Raumkanten schufen.
Ebenso differenziert gestaltete sich die Dachlandschaft, insbesondere die höhenmäßige Anbindung an die Bestandsbebauung, die zum Teil aufgenommen, mehrfach aber deutlich überhöht wurde.
Allerdings konnte bei der Gliederung des Baukörpers sowie der Kubatur und Maßstäblichkeit, der Ausprägung der Dachlandschaft sowie der Erdgeschossgestaltung kein Entwurf ein überzeugendes Gesamtergebnis erreichen.
Von den bewerteten sieben Entwürfen überzeugte keine Arbeit die Jury vollständig, da aus deren Sicht keiner der Wettbewerbsbeiträge der Grundlage für eine Realisierung auf diesem Standort in Bernau bei Berlin gerecht geworden wäre.
Wenn auch zum Teil aus unterschiedlichen Gründen konnten die vorgelegten Entwürfe der exponierten und gleichzeitig sensiblen städtebaulichen Situation im Spannungsfeld zwischen Markt und Kirchplatz nicht entsprechen. Die Gestaltung eines neuen Baukörpers für eine städtebaulich herausgehobene Ecksituation der Stadt sowie einen Stadtraum, der geprägt ist von denkmalgeschützten Einzelgebäuden früherer Jahrhunderte und industrieller Bauweise der 1970er und 1980er Jahre, war außergewöhnlich anspruchsvoll. Auch das sehr umfangreiche und anspruchsvolle Raumprogramm bezogen auf die Größe des Standortes dürfte zu dem Ergebnis des Wettbewerbs beigetragen haben.
Trotzdem sprach die Jury für bemerkenswerte Teilleistungen in Bezug auf die städtebauliche Lösung sowie in der Funktionalität und Umsetzung des Nutzungskonzeptes den Büros studioinges Berlin und trint + kreuder d.n.a. Köln jeweils eine Anerkennung zu.
Obwohl das Wettbewerbsverfahren keinen Sieger fand, hat sein Ergebnis zu einem reichen und umfassenden Erkenntnisgewinn geführt. Diese vielseitigen Erfahrungen und Erkenntnisse gilt es für die Weiterbearbeitung der Aufgabe zu nutzen, um zeitnah auf dem Grundstück ein modernes und gleichzeitig lokal geprägtes Gebäudeensemble entstehen zu lassen, das das Stadtbild an einer besonders exponierten Stadtlage aufwertet und dem „genius loci“ dieses Ortes gerecht wird.
Für bemerkenswerte Teilleistungen im Wettbewerb für das Rathaus II am Bernauer Marktplatz erhielten die Büros trint+kreuter d.n.a. und studioinges (Mitte v. l.) Anerkennungen. Übergeben wurden diese bei der Ausstellungseröffnung von Dipl.-Ing. Thomas Winkelbauer, Fachpreisrichter in der Wettbewerbsjury (l.) und Bürgermeister Hubert Handke