21.03.2012

„Renaturierung und Hochwasserschutz sind kein Widerspruch“

 21. März 2012"Renaturierung und Hochwasserschutz sind kein Widerspruch"

Interview mit Jürgen Brinckmann,
Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Bereich Tiefbau und Grünflächen

Vor Kurzem wurden die Planungsergebnisse zum Gewässer-entwicklungskonzept (GEK) Panke vorgestellt. Warum brauchen wir überhaupt ein solches Konzept und was verbirgt sich dahinter? Die Europäische Union hat die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, bis 2015 beziehungsweise 2017 ihre Fließgewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. Geregelt ist das in der europäischen Wasserrahmen-richtlinie. Sie zielt darauf ab, einen guten ökologischen und chemischen Zustand der Oberflächengewässer sowie einen guten chemischen und mengenmäßigen Zustand des Grundwassers zu erzielen. Einfach gesagt sollen die Fließgewässer, da wo es möglich ist, eine naturnahe Struktur erhalten, damit sich beispielsweise auch Kleinst-lebewesen und Fische ansiedeln können und eine gute Wassergüte erreicht wird. Auch die Panke und ihre Nebengewässer fallen unter diese EU-Richtlinie. Vor mehr als 3 Jahren wurde das Gewässerentwicklungs-konzept Panke als Pilotprojekt des Landes Brandenburg erarbeitet. Eine besondere Herausforderung besteht deshalb, weil die Panke durch so viele Siedlungsgebiete fließt.

Welchen Nutzen hat die Renaturierung der Panke für die Bürgerinnen und Bürger in Bernau?

Einen sehr vielfältigen – und zwar aus ästhetischer und ökologischer Sicht. Denn für die Menschen in Bernau bietet eine renaturierte Panke natürlich einen viel höheren Erlebnis- und Erholungswert als ein trübes Flüsschen, das trostlos durch die Gegend fließt. Die Stadt und der Wasser- und Abwasserverband (WAV) „Panke/Finow“ haben bereits viele Anstrengungen unternommen, um beispielsweise dafür zu sorgen, dass keine verschmutzten Zuflüsse mehr in die Panke gelangen oder die Innenstadt- und Straßenentwässerung in die Panke in geregelter Weise funktionieren.

Entlang der Fließgewässer gibt es sehr viele versiegelte Flächen, die Hochwasserlage ist zuweilen angespannt. Wie kann dem Hochwasser-schutz bei der Renaturierung der Panke Rechnung getragen werden?

Die Wasserbehörde wacht als Rechtsaufsicht sehr strikt darüber, dass nicht mehr Wasser in die Panke geleitet wird als der Fluss verträgt. Die Einleiter haben in diesem Zusammenhang dafür zu sorgen, dass entsprechende Rückhaltemöglichkeiten – wie etwa Regenrückhaltebecken oder Stau- kanäle – ausreichend vorhanden sind. Das funktioniert auch gut, solange wir eine Normalwetterlage haben. Bei der Renaturierung muss aber darauf geachtet werden, dass auch Überflutungsgebiete ausgewiesen werden, in die das Wasser beispielsweise bei starkem Regenfall abfließen kann. Das Gewässerentwicklungskonzept sieht dafür Wiesen, Auen oder angrenzende Waldgebiete vor. Mit der Gemeinde Panketal stehen wir in engem Kontakt und kooperieren in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, um hier alle Ansprüche zu berücksichtigen.

Stehen Renaturierung und Hochwasserschutz für Sie im Widerspruch?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich denke vielmehr, dass beide Aspekte sich ergänzen. Die europäische Wasserrahmenrichtlinie sieht nämlich zum Beispiel Hochwasserneutralität bei allen umzusetzenden Maßnahmen vor. Das heißt, dass auch bei den Renaturierungsmaßnahmen darauf zu achten ist, dass die Hochwassergefährdung für die Siedlungsgebiete entlang der Panke nicht steigt.

Wie sieht die generelle Entwässerungsplanung der Stadt aus? Welche Schwerpunkte werden gesetzt?

Das brandenburgische Wassergesetz verfolgt einen wichtigen Grundsatz: Versickerung und Verdunstung vor Einleitung. Demzufolge ist die Stadt Bernau bemüht, Wasser möglichst versickern zu lassen, anstatt es in die Panke zu leiten. Wir haben allerdings in unserer Kommune viele verschie-denartige Baugrundverhältnisse mit nur eingeschränktem Versickerungs-vermögen. Zudem sind im Stadtgebiet viele Flächen versiegelt, sodass es unter Umständen Vernässungsprobleme gibt und oftmals nur die Variante „Einleiten“ bleibt. Bei allen neuen Bauvorhaben achtet die Stadtverwaltung darauf, dass das Wasser entweder direkt versickern oder – zum Beispiel für die Grauwassernutzung – gespeichert werden kann.

Die Stadt hat sich vorgenommen, ein „Entwässerungskonzept“ für alle Gebiete der Kommune zusammenzustellen. Als Grundlage dafür dient der Generalentwässerungsplan aus den 90-er Jahren. Nun gilt es, die Einzel-konzepte zusammenzuführen, wobei der WAV für die Bernauer City zuständig ist.

Was können Sie zum Dorfgraben Schönow sagen, ist hier auch eine Renaturierung möglich?

Der Dorfgraben Schönow entwässert große Teile des im Ortsteil anfallenden Wassers in die Panke und ist leider nicht zu renaturieren. Als Gewässer 2. Ordnung befindet er sich auch nicht im Eigentum der Kommune. Gemeinsam mit dem Wasser- und Bodenverband „Finowfließ“ wird der Dorfgraben seit 2010 saniert, damit er den Entwässerungs-ansprüchen und auch der Straßenentwässerung genügt.

Wie viel investiert die Stadt in diesem Bereich, inwieweit kann sie sich auch beim Gewässerentwicklungskonzept Panke einbringen?

Für die Oberflächenentwässerung und die Gewässersanierung sind 290.000 Euro im aktuellen Haushalt der Stadt eingeplant. Was die Panke angeht, so hat das Land Brandenburg die Renaturierung an den hiesigen Wasser- und Bodenverband als Aufgabe übertragen. Die Stadt hat in den Bereichen ein Mitspracherecht, in denen städtische Flächen betroffen sind. Ansonsten sieht sich die Stadtverwaltung aber auch als Moderator für die anderen Eigentümer.

Welche Herausforderungen sehen Sie in diesem Bereich in den kommenden Jahren?

Auf der Entwässerungsseite wurde schon viel unternommen. Selbst im Jahr 2011, als im Juni ein Drittel der Regenmenge des ganzen Jahres fiel, ist die Stadt relativ glimpflich davon gekommen, wenngleich es damals einzelne Betroffene gab, deren Keller überschwemmt waren. Insgesamt müssen wir alle natürlich einsehen, dass man die Wetterent-wicklung nicht beeinflussen kann. Im Bereich Straßenbau können wir insofern besser vorankommen, indem wir konzeptionell planen, die Maßnahmen entsprechend vorbereiten und vernünftig flankieren und nicht zuletzt allen Teilnehmern weiterhin als Moderator und Multiplikator zur Verfügung stehen.

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