12.07.2017
Kulturministerin Münch präsentiert neue UNESCO-Welterbestätte in Bernau
Kulturministerin Martina Münch hat heute in der ehemaligen Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau gemeinsam mit Landeskonservator Thomas Drachenberg, dem Bernauer Bürgermeister André Stahl und dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, Jürgen Wittke, die neue UNESCO-Welterbestätte in Bernau präsentiert.
Auf seiner 41. Sitzung hat das Welterbekomitee der UNESCO am 9. Juli im polnischen Krakau entschieden, dass die Bauhaus-Welterbestätten um die ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau sowie die Laubenganghäuser in Dessau-Törten erweitert werden. Beide Gebäudekomplexe wurden Ende der 1920er Jahre unter der Leitung des Bauhausdirektors Hannes Meyer gebaut. Das Bauhaus gehört mit seinen Stätten in Weimar und Dessau bereits seit 1996 zum Welterbe. Dazu zählen unter anderem das Bauhausgebäude sowie die Meisterhäuser in Dessau, das Haus am Horn in Weimar sowie die ehemalige Kunstschule und Kunstgewerbeschule in Weimar. Der Antrag zur Erweiterung der Bauhaus-Welterbestätten wurde 2014 eingereicht.
Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch begrüßt die Aufnahme der ehemaligen ADGB-Bundesschule in Bernau in die Welterbeliste der UNESCO: „Damit verfügt das Land Brandenburg – nach den preußischen Schlössern und Gärten – bereits über ein zweites Weltkulturerbe. Ich freue mich sehr, dass wir erfolgreich mit unserem Antrag waren und nun Teil des Bauhaus-Welterbes sind. Bei der ehemaligen ADGB-Bundesschule in Bernau handelt es sich um eines der bedeutendsten Gebäude der Bauhaus-Schule weltweit. Die Anlage mit Internat, Schulungsräumen, Lehrerhäusern und Freiflächen steht für sozial-pädagogische Ideen des Bauhauses und verbindet auf ideale Weise modernes Wohnen, Lernen und Erholung in einem weitgehend naturbelassenen Landschaftsraum. Die Bernauer Gewerkschaftsschule wird – neben weiteren Orten in Brandenburg wie dem Cottbuser Dieselkraftwerk – ein zentraler Ort bei den Veranstaltungen zum 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses im Jahr 2019 sein.“
André Stahl, Bürgermeister der Stadt Bernau bei Berlin: „Wir freuen uns außerordentlich, dass die ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde und nun Teil der bereits seit 1996 bestehenden Welterbestätte Bauhaus ist. Das ist der lang ersehnte Lohn der Tüchtigen. Seit mehr als 25 Jahren engagieren sich viele Menschen aus der Region für die Rekonstruktion und den Erhalt des Bauhaus-Denkmals Bundesschule Bernau. Die Stadt Bernau hat sich hier unabhängig von dem UNESCO-Antrag finanziell stark beteiligt, gerade auch im Zusammenhang mit der 2011 gegründeten Stiftung Baudenkmal Bundes-schule Bernau, der derzeitigen Sanierung der Außenanlagen und der Planung für ein Be-sucherzentrum. Der Welterbestatus wird ganz sicher dazu beitragen, diesen weitestgehend noch immer verborgenen ‘Schatz vor den Toren der Hauptstadt‘ einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.“
Landeskonservator Thomas Drachenberg: „Wir verstehen das als weltweites Echo auf die Qualität der brandenburgischen Denkmalpflege, die bei der Schule des ADGB durch die exzellente Zusammenarbeit aller Partner zu diesem hervorragenden Sanierungsergebnis und letztendlich zu dieser Ernennung geführt hat.“
Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin: „Wir freuen uns über die Aufnahme der Bundesschule des ADGB, Bernau, in die Liste der UNESCO-Welterbestätten. Die Handwerkskammer Berlin nutzt den historisch bedeutsamen Meyer-Wittwer-Bau als Internat, in dem jährlich mehr als 8.000 Gerüstbau-Auszubildende übernachten. Auch zukünftig wird der Meyer-Wittwer-Bau für Bildungszwecke genutzt. Die Bildungsstätte bleibt damit dem Bauhaus-Grundgedanken verbunden, dass nur das Hand-werk, nicht aber die Kunst lehrbar ist.“
Friedemann Seeger, Vorsitzender des Vereins baudenkmal bundesschule bernau: „Mit der Eintragung des Bauhaus Denkmals Bundesschule Bernau in die Welterbeliste der UNESCO ist nicht nur ein großes traumhaftes Ziel für die Stadt und die Region erreicht, sondern auch das unermüdliche, über 27 Jahre engagierte Bemühen des Vereins baudenkmal bundesschule bernau belohnt worden. Es erfüllt uns mit großer Freude, dass wir durch unsere ehrenamtliche Arbeit zu diesem Erfolg beitragen konnten und das in der Öffentlichkeit nahezu unbekannte Baudenkmal der Klassischen Moderne diese ihm nun gebührende weltweite Würdigung erfährt. Als Stadt mit einem Weltkulturerbe verbinden wir als Verein auch die Chance und Verpflichtung, zur Weltoffenheit und Völkerverständigung beitragen zu können.“
Winfried Brenne von BRENNE Ges. von Architekten mbH: „Mit teils ungewöhnlichen Lösungen und der Bereitschaft aller Beteiligten – sowohl des Bauherrn als auch der Behörden – ist es uns unter Einbeziehung der Zeitschichten gelungen, die originale Bausubstanz und manchmal auch erst beim Bauen entdeckte, bauzeitliche Details wieder sichtbar zu machen. Dadurch konnte ein hohes Maß an Authentizität gewahrt und die ursprüngliche Aura dieser außergewöhnlichen Anlage zurückgewonnen werden. Es entstand ein spannungsreiches Nebeneinander der Architektur von 1930 mit Teilen der Umbaumaßnahmen der DDR-Zeit und mit behutsam eingefügten, erforderlichen neuen Zutaten. Bereits 2008 erhielt das Ergebnis der 2007 abgeschlossenen Sanierung mit dem erstmalig verliehenen ‚World Monuments Fund / Knoll Modernism Prize‘ in New York internationale Aufmerksamkeit.“
Hintergrund zur ADGB-Bundesschule: Von 1928 bis 1930 schufen der Bauhausdirektor Hannes Meyer, der Leiter der Bauhaus-Architekturwerkstatt Hans Wittwer sowie Studierende des Dessauer Bauhauses im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) einen einzigartigen Schul- und Internatskomplex. Das funktionale Schulgebäude diente nicht nur der Wissensvermittlung, sondern vereinte gemeinsames Lernen und Leben mit Sport- und Kulturangeboten. Bis heute zählt die Bernauer Bundesschule zu den eindrucksvollsten Werken im baukünstlerischen Erbe der klassischen Moderne.
Hintergrund zu 100 Jahre Bauhaus: Im Jahr 2019 begeht Deutschland den 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses als einer der bedeutendsten kulturellen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. 1919 in Weimar gegründet, 1925 nach Dessau umgezogen und schließlich 1933 in Berlin unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen, hat das Bauhaus deutschland- und weltweit Spuren hinterlassen. Im ‘Bauhaus Verbund 2019‘ haben sich die drei Bauhaus-Institutionen in Berlin, Dessau und Weimar, die Bundeskulturbeauftragte, die Kulturstiftung des Bundes sowie zehn Bundesländer, darunter Brandenburg zusammengeschlossen, um das 100. Jubiläum gemeinsam vorzubereiten. Das Kulturministerium erarbeitet dazu derzeit Projekte mit verschiedenen Partnern, darunter unter anderem die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, der Verein baudenkmal bundesschule bernau, die Stadt Bernau, die Brandenburgische Architektenkammer und die Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte. In Vorbereitung des Bauhaus-Jubiläums 2019 fördert das Bundesbauministerium im Rahmen des Programms ‘Nationale Projekte des Städtebaus‘ den Bau eines Besucherzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Bundesschule mit 670.000 Euro sowie die denkmalgerechte Umgestaltung der Außenanlagen der ehemaligen Bundesschule mit 1,2 Millionen Euro.
Das Bauhaus-Denkmal in Bernau ist nicht öffentlich zugänglich. Führungen können jedoch über den Verein baudenkmal bundesschule bernau gebucht werden.
Weitere Informationen unter www.bauhaus-denkmal-bernau.de