08.05.2017
Hat auch in Bernau viele Fans: Otto Mellies
Ein Abend mit Otto Mellies – diese Offerte fand in Bernau großen Anklang. „Bei 80 Anmeldungen mussten wir Schluss machen“, so Andreas Otto von der Stadtbibliothek, die den Abend veranstaltete. Für mehr Gäste reichte der Platz leider nicht. Gekommen waren schon damit doppelt so viele wie sonst bei Lesungen üblich.
Otto Mellies, der Name zieht eben. Der prominente Schauspieler war Gast des vierzehnten Bernauer (Schäfer-) Stündchens. In seiner Interviewreihe plauderte Alexander G. Schäfer am 6. Mai mit dem Mimen. Für die meisten Zuhörer ist Otto Mellies so etwas wie ein alter Bekannter. Sie kennen ihn vom Theater, aus Kino- und Fernsehfilmen. Markant und klar ist seine Stimme auch heute noch. Der bekannte Hörspiel– und Synchronsprecher lieh sie unter anderem Paul Newman, William Shatner und Christopher Lee. Die erste Höflichkeit des Schauspielers, so Mellies, sei es, verständlich zu sein. Eine Auffassung, die nicht alle Berufskollegen zu teilen scheinen.
Ein halbes Jahrhundert lang hielt er dem Deutschen Theater in Berlin die Treue. In dieser Zeit spielte er in mehr als 60 Werken von der Antike, über die Klassik bis zur Gegenwart. Höhepunkt war seine bahnbrechende Darstellung des Nathan in Lessings gleichnamigem Stück „Nathan der Weise“ in der Regie von Frido Solter.
Ein Leben am Theater. Doch heute, so der 86-Jährige, habe er keine Bindung mehr dazu. „Das Theater so wie es jetzt ist, ist nicht meins.“ Die Machart vieler Aufführungen sei dubios.
Einen Namen machte sich Otto Mellies auch in Film- und Fernsehproduktionen. Unter seinen vielen Fernsehrollen machte ihn der „Dr. Schlüter“ im gleichnamigen Fünfteiler zum Publikumsliebling. Viele kennen ihn auch als „Ich – Axel Cäsar Springer“. Nach der Wiedervereinigung trat der Schauspieler mehrfach im Tatort auf. Für seine Rolle in Andreas Dresens Film „Halt auf freier Strecke“ bekam er 2012 den Deutschen Fernsehpreis.
Schnell vergingen die zwei Schäfer-Stündchen am Sonnabend. Die Besucher sahen Ausschnitte aus alten Filmen, hörten viele Geschichten aus einem aufregenden und ereignisreichen Schauspielerleben. Geschichten zum Nachdenken und zum Schmunzeln. Viele nutzten dann noch die Gelegenheit, sich ein Autogramm geben zu lassen. Ja, und wer die Schäfer-Stündchen verpasst hat, dem sei die im Verlag „Das neue Berlin“ erschienene Autobiografie: „An einem schönen Sommermorgen“ empfohlen. Darin blickt Otto Mellies auf seine große Schauspielerkarriere zurück und erzählt die Geschichte seines Lebens mit berührender Offenheit.
„Im Buchhandel ist die Biografie leider vergriffen“, so Andreas Otto. In der Stadtbibliothek jedoch kann sie ausgeliehen werden.