27.09.2007
Geschichte zum Anfassen
„Was ist Geschichte?“, fragte Museumsleiter Bernd Eccarius am Mittwoch die Schüler einer 4. Klasse der Pankower Klecks-Grundschule. „Geschichte beschäftigt sich mit der Vergangenheit“, war ihre Antwort. Das wollten sie auch. Doch kein Lehrbuch, sondern eine Zeitreise ins Mittelalter sollte ihr Interesse an der Vergangenheit vertiefen. Im Keller des Henkerhauses, inmitten der Dauerausstellung über das mittelalterliche Gerichtswesen, lauschten sie den munteren Geschichten des Museumsleiters, der es versteht, Geschichte lebendig zu machen.
Mut bewies der kleine Elija, der sich vor den Augen seiner Mitschüler zum „Ritter von Pankow“ schlagen ließ. Auf großes Interesse stießen neben dem Totenkopf natürlich auch die vielen Ausstellungsstücke an den Wänden. Sehr zur Freude der Schüler und getreu dem Motto des Bernauer Heimatmuseums „Geschichte begreifen - Museum zum Anfassen“ ließ es sich der Museumsleiter nicht nehmen, das eine oder andere Foltergerät auch persönlich - natürlich völlig unblutig - vorzuführen. Dabei erklärte er zum Beispiel, warum jemand „sein Gesicht verliert“ oder „ein Schlitzohr“ ist.
Etwa 200 Schulklassen lassen sich jährlich durch die Ausstellungen im Steintor und im Henkerhaus führen. „Die Individualität der einzelnen Führungen macht unser Heimatmuseum zu etwas ganz Besonderem. Massenabfertigungen kennen wir hier nicht. Jede Gruppe wird nach ihren persönlichen Interessen betreut, Fragen werden gern beantwortet“, betont Bernd Eccarius. Viele Besucher kommen aus Berliner Schulen. Einige Lehrer haben den Ausflug ins Bernauer Heimatmuseum sogar fest in ihren Lehrplan integriert. „Zahlreiche Schüler kommen mit dem Vorurteil hierher, dass ein Museumsbesuch langweilig ist. Doch spätestens beim Armbrustschießen oder Schwertkampf können wir die meisten vom Gegenteil überzeugen“, freut sich der Museumsleiter. „Vor allem die Jüngeren wollen dann gar nicht mehr gehen.“ Auch für die Grundschüler aus Pankow war das Armbrustschießen der Höhepunkt des etwas anderen Geschichtsunterrichts. Aus langjähriger Erfahrung weiß Eccarius, dass die Mädchen in dieser Disziplin fast immer treffsicherer sind. Auch die Pankower Schülerinnen haben dieses Mal das interne Klassenduell gewonnen. Vor allem die Jungen waren von den mittelalterlichen Zeitzeugnissen angetan und wollen wieder nach Bernau kommen - erst zum Schwertkämpfertreffen und dann zum Hussitenfest.
Der Museumsleiter sieht es als besonderen Erfolg seiner Arbeit, wenn Schüler eine der vielen Veranstaltungen in Bernau für einen Ausflug nutzen oder das Museum gemeinsam mit ihren Eltern besuchen. Im Rahmen der 125-Jahr-Feier wird es im Steintor, das am 29. April wieder seine Pforten öffnet, eine Sonderausstellung geben. Diese kann vom Eröffnungstag an besichtigt werden.
Für Bernauer Schulklassen gibt es einen besonderen Service: Sie können das Heimatmuseum kostenlos besuchen. Um eine vorherige Anmeldung unter Tel. (0 33 38) 22 45 wird gebeten.
Adina Fratz
Bildtext: Bernd Eccarius setzt einer Pankower Grundschülerin eine Schandmaske auf.