11.10.2018

„Ein Markt muss bunt sein“

Gerade an einem trüben Herbsttag muss Farbe rein: Bärbel Schubert beim Aufbau ihres Standes auf dem Wochenmarkt. (Foto: Wolfgang Rakitin)

Manche Bernauer nennen sie einfach „Frau Gemüse“, manche bei ihrem Vornamen. Ein Besuch bei Bärbel Schubert, der stadtbekannten Gemüsehändlerin auf dem Wochenmarkt.

Schon von weitem ist zu hören, wie sie einem Kunden einen schönen Tag wünscht. Gelb und rot und grün leuchtet ihr Stand, Rezepttafeln an den Kisten bringen die Fantasie zum Blühen und die Geschmacksnerven reagieren. Drei Mal in der Woche breitet Bärbel Schubert etwa in der Mitte der Bürgermeisterstraße Brandenburgs Obst- und Gemüsevielfalt aus: Äpfel und Pflaumen, Weiß- und Spitzkohl, Gurken und Tomaten, Zwiebeln und Lauch, Karotten und Kohlrabi, Pastinaken und Knoblauch warten auf Kundschaft. Ebenso – in Gläsern eingemacht – Rote Bete, Meerettich und Kürbisse. „Markt muss bunt sein“ ist eine ihrer Überzeugungen und wenn er ihr noch nicht bunt genug ist, hilft sie eben etwas nach und dekoriert ihre Ware kunstvoll. So wie der Tisch mit den Kürbissen, der zur Zeit besonders hervorsticht.

Die Gemüsehändlerin betreibt ihren Stand auf dem Wochenmarkt seit Anfang der 1990er Jahre und gehört damit längst zu dessen Inventar. Johanna Wanka, Markus Wolf und Walter Momper haben bei ihr zwar schon gekauft, aber die Stammkunden sind es, auf die sie im Alltag zählen kann. Von denen scheint es eine ganze Menge zu geben, wie der Zulauf zeigt. „Natürlich ist dieses Dasein als Markthändlerin ein Leben auf der Straße, aber eben eines, das mir Spaß macht“, so die 70-Jährige. Durch die vielen Kontakte kommen im Laufe der Jahre einige Anekdoten zusammen. Diese sammelt Bärbel Schubert ebenso wie Rezepte oder Sinnsprüche, die sie aufschnappt. Manches davon landet auf den oben erwähnten Tafeln, die an den Gemüsekisten angebracht sind. „Das sind Rezepte aus einem DDR-Kochbuch. Auch Zugezogene aus dem Westen mögen diese Gerichte, zum Beispiel die Soljanka.“

Auf dem Wochenmarkt ist Bärbel Schubert in ihrem Element. Doch vor der Wende arbeitete die gebürtige Bernauerin als Elektromechanikerin, erst in den 1990ern machte sie sich dann selbständig, zusammen mit ihrem Mann, der aber seit dem letztem Jahr gesundheitsbedingt nicht mehr mithelfen kann. Den Geschäftssinn hat sie von zu Hause mitbekommen: schon ihr Großvater war Bäcker, die Mutter hatte einen Hofladen in Elisenau, mit dem sie die Umgebung mit selbst gezogenem Gemüse versorgte. Sie selbst wohnt auch in Elisenau, bezieht ihre Ware aber aus der Region. Als sie mit dem Verkauf von Gemüse anfing, stellte sich kurz die Frage, ob sie dieses in Bernau oder in Eberswalde verkaufen solle. Sehr lange überlegte sie nach eigenem Bekunden jedoch nicht: „Ick brauch einfach den Kirchturm da vor meiner Neese“, sagt sie entschieden und deutet auf das rote Gemäuer der Marienkirche. „Und ick mag die Menschen“, ergänzt sie. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag berät sie Kunden, gibt ihnen Kochtipps oder ein Stück zum Probieren mit, macht ihre Beobachtungen, nimmt Stimmungen auf und weiß daher auch über jede aktuelle Diskussion Bescheid. Die derzeitigen Bauarbeiten für das Neue Rathaus nimmt sie gelassen: „Ich gebe zu: Anfangs war ich ja ein bisschen skeptisch. Aber als das Projekt vorgestellt wurde, leuchtete mir gleich ein, dass das die Innenstadt ordentlich beleben wird!“

Bärbel Schubert verfolgt genau, was in der Stadt passiert. Dieses Interesse und ihre zugängliche Art waren auch manchen nicht unbemerkt geblieben, die sie gerne in der Kommunalpolitik gesehen hätten. Doch mit ihrem Anspruch an ihre Arbeit vertrug sich das nicht: „Ja, gereizt hätte mich ditt schon. Aber dann kollidiert das mit der Arbeit, dann mach ich den Gemüsestand nur halb und vielleicht auch die Sitzungen nur halb. Nee, wenn ich was mache, mach ich’s richtig.“ Und so erteilte sie den damals Werbenden eine Absage. Zum Glück für die Kunden. Mit manchen redet sie nicht nur über Tomaten, sondern auch mal über Persönliches. „Manche kenne ich schon so lange, da weiß ich eben auch oft, wie es denen geht. Klar, ich erzähle dann auch wieder von mir – das ist ja keine Einbahnstraße.“ Sagt’s und grüßt einen alten Bekannten, der gerade vorbeigeht. Die Zeit ist um, das Büro ruft. „Halt“, ruft die Händlerin und gibt noch einen Apfel zum Probieren mit. „Ist ne ganz alte Sorte, aber achten Se mal auf den Geschmack!“ Der Gemüsestand leuchtet in der Mittagssonne, in gelb, in rot, in grün. Und mittendrin wirbelt weiter Bärbel Schubert.


Zum Wochemarkt

Knackiger Salat und saftige Äpfel, Eier von glücklichen Hühnern oder lieber kunterbunte Blumenpracht – der Bernauer Wochenmarkt bietet Frische und Qualität aus der Region. Direkt in der Bernauer Flaniermeile präsentieren zumeist regionale Händler ihre Waren. Bei einem gemütlichen Bummel über den Markt in der Bürgermeisterstraße können die Besucher eine bunte Mischung an Obst und Gemüse, Blumen und Pflanzen, Wurst und Fleisch, Backwaren oder Imbiss, Kurzwaren und anderes mehr entdecken. Hier und da ein netter Plausch mit dem Händler und neue Rezeptideen gibt es auch gleich mit dazu.

Öffnungszeiten

Dienstag und Donnerstag 8–18 Uhr (März bis Oktober) bzw. 8–17 Uhr (November bis Februar) und Samstag 8–13 Uhr

In der direkten Umgebung zum Markt gibt es zahlreiche Parkplätze, wo die Kunden zwei Stunden kostenlos bzw. im Parkhaus drei Stunden für 0,50 Euro parken können.



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