13.08.2020
Die Rosentür im Neuen Rathaus
Ein Schmuckstück im neuen Bernauer Rathaus: die Rosentür. Die imposante Tür mit geschnitzten Rosenornamenten wurde im Rahmen des sogenannten Flächenabrisses 1982 im Haus Berliner Straße 13 ausgebaut. Sie war bereits stark verwittert und an mehreren Stellen beschädigt, musste daher dringend restauriert werden. Der Kulturbund gab das schöne Stück in die fachkundigen Hände des Kunsthandwerkers Jofried Gorgs. Dieser hat die Rosentür in seiner Zepernicker Werkstatt liebevoll restauriert und sogar einzelne Rosen neu geschnitzt.
Anfang der 1990er Jahre wollte der damalige Bürgermeister die Rosentür ins Bernauer Rathaus einbauen lassen. Aus Platzgründen war das jedoch nicht möglich. Daher wurde die Tür in die Sankt-Marien-Kirche gebracht, in deren Eingangsbereich sie bis vor Kurzem stand. Vor wenigen Tagen nun war wieder ein Umzug angesagt: von der Kirche ins Neue Rathaus. Im Bürgersaal hat die Rosentür einen würdigen Platz bekommen. Die Rathausbesucher werden dort die Handwerkskunst aus dem 18. Jahrhundert bestaunen können.
Den Transport von der Kirche ins Rathaus übernahmen Mitarbeiter der Bernauer Tischlerei Schade. Dazu mussten sie die zentnerschwere Tür aus Eichenholz in ihre Einzelteile zerlegen. Akribisch bauten sie dann alles wieder zusammen: die Flügel, das Oberlicht, die Zarge und die Blendrahmen. Und wie das Leben so spielt: Sebastian Schade ist der Enkelsohn des inzwischen verstorbenen Jofried Gorgs. Für ihn war es kein Tag wie jeder andere, als er mit seinen Männern die Tür einbaute. „Ich freue mich, dass die Rosentür jetzt ihren Platz im neuen Rathaus hat. Mein Opa wäre sehr glücklich darüber“, so der Tischlermeister sichtlich gerührt. Seine Firma übernimmt im Übrigen die Möblierung des neuen Gebäudes, baut dort unter anderem etwa 300 Meter Schränke ein. Und bevor das Rathaus seine Pforten öffnet wird Restaurator Alexander Gaethke die prachtvolle Holztür noch einmal einer Verjüngungskur unterziehen.
Das Haus Berliner Straße 13 wurde 1756 errichtet. Erwähnt wird es auch in der von Heinrich Jerschel und Joachim Seeger verfassten Abhandlung „Die Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg“ aus dem Jahre 1939. Dort steht dazu: „Zweigeschossiges Breithaus in Fachwerk mit glatt geputzter und bemalter Front von sieben Achsen … Die aufwändige Haustür noch aus der Mitte des 18.Jh., von gerieften Pilastern auf Sockeln mit ´Flechtwerk´gerahmt; die Türflügel reich geschnitzt mit Blütengehänge und Gitterwerk, die Anschlagleiste als geriefter Pilaster ausgestattet. Auch das korbbogige Oberlicht mit reichem Schnitzrahmen und als Abschluß ein gebrochener Volutengiebel. Im Innern schöne Treppe mit durchbrochenen Wangen und mehrere Zimmertüren aus der Erbauungszeit.“