20.03.2008
Diamantene Hochzeiten
Gleich zwei Bernauer Paare konnten am Gründonnerstag ihre diamanteneHochzeit begehen:Vera und Günter Graf sowie Lucie und Max Blankenburg. Grafs lernten sich kennen, als die damals 14-jährige Vera im Rahmen ihres „Pflichtjahres“ zu Weihnachten 1944 ein Päckchen an einen unbekannten Soldaten schicken musste.Nach einer kurzen jedoch für beide eindrücklichen Begegnung zum Jahreswechsel verloren sie sich aus den Augen. Erst nach Ende von Kriegsdienst und Gefangenschaft trafen sie sich wieder und heirateten. Günter Graf engagierte sich in Jugendorganisation und Gewerkschaft, gründete den Fanfarenzug des SPW und die Musikkapelle „Tamores“. Letztere knüpfte zur Gruppe „Akord“ im tschechischen Vchlabi unter dem Motto „Durch Musik zum Frieden“ freundschaftliche Kontakte, die bis heute von Grafs gepflegt werden.
Die Familie hat drei Söhne, von denen einer mit 24 Jahren an einer schweren Krankheit verstarb. „Günter und ich haben schöne und auch schwere Zeiten durchgemacht, aber wir haben uns nie verloren, waren immer für einander da“, erzählt Vera Graf. „Unsere Devise war und ist bis heute: Menschen, die Hilfe brauchen, denen helfen wir.“ Über die ehrenamtliche Arbeit im Schwerhörigenverband sind die Grafs mit dem anderen diamantenen Paar bekannt. Max und Lucie Blankenburg sind beide richtige Ur-Bernauer. Schon die Großeltern von Lucie Blankenburg kauften 1909 ein Haus in der Hohen Steinstraße, in dem die Familie fast achtzig Jahre lebte und in dem auch noch die Silberhochzeit gefeiert wurde. Bis heute schmerzt sie, dass sie Haus und Grundstück seinerzeit im Zuge der Neugestaltung des Bernauer Stadtkerns aufgeben mussten. Vor der Hochzeit war das Paar fünf Jahre verlobt, konnte sich in dieser Zeit kriegsbedingt aber nur dreimal sehen.
Überhaupt haben die Kriegs- und Nachkriegsereignisse sich sehr ins Gedächtnis eingegraben, die Kriegserlebnisse in Norwegen, die vielen Selbstmorde im näheren Umfeld aus Angst vor den nahenden russischen Truppen, die nicht ungefährlichen Überschreitungen „über die grüne Grenze“ ... Heute sind beide froh, bei guter Gesundheit ihren Lebensabend genießen zu können und die Familie in der Nähe zu haben – im Seitenflügel des Hauses den Familienbetrieb Druckerei Blankenburg und in den Nachbarwohnungen Sohn und Enkel. Bürgermeister Hubert Handke überbrachte beiden Paaren die Glückwünsche der Stadt.