07.05.2014
9. Mai: Kunstraum-Gespräch zur Bildhauerin Ingeborg Hunzinger
Am kommenden Freitag, dem 9. Mai, um 19 Uhr findet in den Ausstellungsräumen in der Alten Goethestraße 3 ein weiteres Kunstraum-Gespräch statt, das den vorläufigen Abschluss zur Thematisierung „Die Bildhauerinnen in der Skulpturensammlung“ der Waldsiedlung Bernau bei Berlin bilden soll. Dieser Abend wird der Künstlerin Ingeborg Hunzinger gewidmet sein. Der Eintritt ist frei.
Der Titel für diesen Gesprächsabend deutet es an: „Ingeborg Hunzinger – eine streitbare Bildhauerin“. Ingeborg Hunzinger – 1915 geboren, der Vater Professor für Chemie und Spezialist für Glasforschung, die Mutter Jüdin – wächst behütet in einem begüterten Elternhaus auf. Die Großmutter liest ihr Heinrich Heine vor. Der Großvater, Philipp Franck, gehört zum Kreis der Berliner Sezessionisten um Max Liebermann und nimmt sie schon früh mit zu Ausstellungsbesuchen. Von ihren ersten Malversuchen an der Kunstgewerbeschule wissen die Eltern nichts, der Großvater schon. 1932 tritt sie in die Kommunistische Partei ein, mit 20 Jahren beginnt sie ein Studium der Malerei und Plastik in Berlin-Charlottenburg, 1939 erhält sie ein Studien- und Berufsverbot durch die Reichskulturkammer. Sie emigriert nach Italien, kehrt 1942 nach Deutschland, in den Schwarzwald zurück und erlebt hier das Kriegsende. Sie zieht zurück nach Ost-Berlin, nimmt das Kunststudium wieder auf, ist Meisterschülerin bei Fritz Cremer und Gustav Seitz. Seit 1953 lebt sie als freischaffende und anerkannte Künstlerin bis zu ihrem Tod in Berlin-Rahnsdorf.
In der Skulpturensammlung der Waldsiedlung Bernau ist Ingeborg Hunzinger mit dem Bronzerelief „Laienspiel“ (1959) vertreten. Es hing dazumal in der Waldsiedlung an der Textilverkaufsstelle.
Die Autorin, Journalistin und Fotografin Christel Wollmann-Fiedler entdeckte in ihren Streifzügen durch Berlin eine Vielzahl von Skulpturen von Ingeborg Hunzinger. Sie wollte die Künstlerin kennenlernen und begab sich auf Spurensuche. Sie lernt sie in Berlin-Rahnsdorf kennen, führt Interviews und Gespräche, hält ihre Begegnungen in Fotos fest. Anlässlich des 90. Geburtstages Ingeborg Hunzingers dreht sie mit der Filmemacherin Sylvia Rademacher den Dokumentarfilm „Eine Liebe in Stein“. Es wird das letzte Dokument sein, das die Bildhauerin zeigt. Wenige Monate später stirbt sie. Christel Wollmann Fiedler wird an diesem Gesprächsabend sehr persönlich zur Künstlerin erzählen und in eigenen Reflexionen diese „streitbare Bildhauerin“ beschreiben. Das Publikum erhält Gelegenheit, Ingeborg Hunzinger in der Filmdokumentation „Eine Liebe in Stein“ noch einmal selbst zu begegnen.
Geöffnet ist die Ausstellung mittwochs von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 16 Uhr, feiertags bleibt sie geschlossen. Der Eintritt ist frei.