Sagen
Eine Sage zur Gründung der Stadt
An einer Stelle, wo heute in unserer Stadt tüchtige Leute mit allerlei Waren handeln, hat in alter Zeit ein einsamer Waldkrug — also ein Wirtshaus — gestanden.
Nun soll es sich begeben haben, dass etwa um das Jahr 1140 der Markgraf Albrecht (genannt der Bär) sich auf einer anstrengenden Bärenjagd in den Urwäldern an der Panke verirrte. Spät am Abend fanden er und seine Leute den einsamen Waldkrug. Die deutschen Ritter wurden freundlich empfangen und nach anfänglichen Verständigungsproblemen von dem slawischen Wirt mit Bier und Essen bedient. Dem Markgraf aus dem Hause der Askanier, die zurzeit gerade im Begriff waren dieses Gebiet zu erobern, schmeckte vor allem das ausgeschenkte Bier. Im Verlaufe des Abends — man weiß ja, wie das so ist — wurde beschlossen, eine Bierstadt zu gründen: das spätere Bernau. Die Stadt soll dann sofort nach der "Bärenaue" ihren Namen erhalten haben. Wenn man also so will, verdankt Bernau seine Existenz dem Bier und dem Eroberungswillen des Markgrafen Albrecht.
Das Bernauer Bier und die Hussiten
Im 15. Jahrhundert war das Bernauer Bier weit bekannt und beliebt. In 144 von 310 Wohnhäusern in Bernau wurde Bier gebraut.
So ist es kaum verwunderlich, dass das Bernauer Bier während der Begegnung mit den Hussiten am 23. April 1432 von Nutzen gewesen sein soll. Da außer der Tatsache, dass die Hussiten an jenem Tage Bernau nicht eingenommen haben, wenig überliefert ist, häufen sich die unterschiedlichsten Erzählungen.
Es gibt zwei Grundvarianten:
„Der Bernau’sche heiße Brei macht die Mark hussitenfrei“
Zur Verteidigung ihrer Stadt gossen die Bernauer „heißen Brei“ — wahrscheinlich Biertreber, den es in Bernau auf Grund der vielen Brauhäuser reichlich gab — von der Stadtmauer auf die Hussiten. So verhinderten sie nicht nur die Zerstörung ihrer Stadt, sondern vertrieben die Hussiten aus der Mark Brandenburg.
Die Bierlist der Bernauer
Als die Bernauer, die um den guten Ruf ihres Bieres wussten, der anrückenden Hussitengewahr wurden, erdachten sie eine List. Sie versetzten mehrere Fässer Bier mit betäubenden Stoffen wie Stechapfel oder Mohn. Auf einem Fuhrwerk verließen diese Bierfässer die Stadtmauern. Die Hussiten entdeckten das Fuhrwerk und „erbeuteten“ das Bier. Durch das vergiftete Bier wurden die Hussiten kampfunfähig. So war es leicht für die Bernauer, ihnen ihre Waffen und Rüstungen abzunehmen und die Zerstörung der Stadt zu verhindern.
Das Bernauer Bier und der Schusterjunge
In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges soll sich folgendes zugetragen haben:
Der einzige Sohn armer, aber ehrbarer Leute aus Bernau kam nach Berlin zu einem Schuhmacher in die Lehre. Bald nach Antritt seiner Lehre schickte die Meisterin den Schusterjungen mit einem reich verzierten Steinkrug mit Zinndeckel in den Bernauer Stadtkeller „Bernauer Bier“ holen. Daraufhin lief der Junge nach Bernau und kaufte im dortigen Stadtkeller das Bier. Die anderen Gäste lachten ihn aus, da es auch in Berlin einen „Bernauer Stadtkeller“ gab und die Meisterin ihn längst zurückerwartete. Aus Angst vor Strafe traute sich der Schusterjunge nicht zurück. Er vergrub den Krug samt Bier und ging in die Fremde, um als Soldat sein Glück zu versuchen.
Nach vielen Jahren kehrte der ehemalige Schusterjunge als kaiserlicher Rittmeister zurück und fand den Bierkrug unversehrt an gleicher Stelle. Der Rittmeister brachte den Krug zu seinem alten Meister zurück, der über die Rückkehr seines ehemaligen Lehrlings und seines guten Bierkruges höchst erstaunt war.
Doch seine Überraschung war ungleich größer, als er das Bier probierte und es weit schmackhafter und kräftiger als zuvor war — das gute Bernauer Bier.