04.03.2024
Großes Interesse an "Die Unbeugsamen"
Pressemitteilung 74/2024 der Stadt Bernau
Film- und Diskussionsabend zum Start der Brandenburgischen Frauenwochen
Wären die politischen Gremien zur Hälfte mit Frauen besetzt, würden die Sitzungen nicht so lange dauern und die Diskussionen wären zielführender. Diese und andere Feststellungen wurden im Rahmen der Diskussion zum Film „Die Unbeugsamen" gemacht, der am 1. März zum Start der Brandenburgischen Frauenwochen auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt im Neuen Rathaus Bernau gezeigt wurde. Fast 90 Frauen und Männer kamen, um den Film zu sehen und um anschließend mit RBB-Moderatorin Amelie Ernst und einigen weiblichen Stadtverordneten von Bernau zu diskutieren.
Viele Ausrufe wie „Das gibt's doch nicht!" oder „Unmöglich!" waren immer wieder im Laufe der Filmvorführung im Bürgersaal des Neuen Rathauses Bernau zu hören. „Die Unbeugsamen" ist ein Film des Dokumentarfilmemachers Torsten Körner und erzählt die Geschichte der Frauen in der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen patriarchale Strukturen im wahrsten Sinne des Wortes wie echte Pionierinnen erkämpfen mussten. Der Regisseur hatte mit vielen Zeitzeuginnen gesprochen und zeigt in dem Film von 2021 ein Bild, das von Diskriminierung und Sexismen geprägt ist. In dem Film kommen die Politikerinnen von damals heute zu Wort und es wird aufgezeigt, dass politische Teilhabe für alle eben nicht selbstverständlich ist. „Wir haben uns genau diesen Film ausgesucht, um über die Gleichstellung der Frau in der Politik zu reden, vor allem vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen in diesem Jahr. In Bernau sind 27 Prozent der Stadtverordneten weiblich. Das entspricht aktuell dem Brandenburger Durchschnitt. Die Zahl war aber vor einigen Jahren schon mal etwas höher. Wir wollten im Rahmen des thematischen Abends auch hinterfragen, ob andere Themen besprochen und beschlossen würden, wenn der Frauenanteil in der Politik größer wäre", erklärt Bernaus Gleichstellungsbeauftragte Fanny Behr die Intention zum Abend.
„Beim Schauen dachte ich oft, das ist heute noch nicht anders. Es muss sich noch viel tun", resümiert Irina Feldmann von der CDU-Fraktion. Auch die Linken-Politikerin Dagmar Enkelmann konnte sich an viele Anfeindungen und Diskriminierungen als Frau in der Politik erinnern. „Rabenmutter und Ähnliches habe ich oft zu hören bekommen, weil ich noch kleine Kinder hatte, als ich in den Bundestag gewählt worden bin. Mittlerweile sind aus den Kindern Erwachsene geworden und ich bin Oma. Aber wenn ich auf die fast 25 Jahre in der Politik zurückblicke, ist es schon enorm viel Zeit, die dafür draufgegangen ist. Man muss schon große Lust auf ein solches Amt haben. In Bernau zum Beispiel gehen Stadtverordnetenversammlungen fast immer bis 22 Uhr." Und Hildegard Bossmann, ebenfalls von der Fraktion Die Linke, würde sich wünschen, dass der politische Diskurs effizienter geführt würde. „Oft hat man das Gefühl, dass es nicht um die Sache geht, sondern darum, sich zu präsentieren." Ob ein politisches Ehrenamt wirklich so unattraktiv ist, wollte Moderatorin Amelie Ernst dann sofort wissen und befragte spontan die Gäste im Publikum. Die meisten antworteten, sie wären beruflich oder familiär zu sehr eingespannt oder würden sich die viele Zeit nicht nehmen wollen.
Den Filmabend begrüßten alle der gekommen Gäste und wünschten sich weitere derartige Angebote in Bernau. Nur vom Film wünschten sich viele einen zweiten Teil, der sich dann mit der ostdeutschen Geschichte der politischen Gleichstellung von Mann und Frau auseinandersetze, ein „Die Unbeugsamen 2". Die Podiumsteilnehmerinnen, drei der insgesamt zehn weiblichen Stadtverordneten der aktuellen Stadtverordnetenversammlung von Bernau, gingen zum Schluss mit dem Ziel auseinander, vor allem aus Anlass der anstehenden Kommunalwahl im Juni ein fraktionsübergreifendes Frauennetzwerk zu bilden, um gemeinsam Frauenthemen in Bernau anzugehen.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bernau hatte zum Filmabend eingeladen, weil in diesem Jahr zwei Wahlereignisse stattfinden: die Europa- und Kommunalwahlen am 9. Juni sowie die Landtagswahlen im September. Außerdem finden in Brandenburg vom 1. bis zum 31. März die Brandenburgischen Frauenwochen unter dem Motto „Dit könn' wa besser!" statt.