02.12.2022
Baudezernent Jürgen Jankowiak offiziell verabschiedet
Pressemitteilung 321/2022 der Stadt Bernau
Nach fast acht Jahren als Baudezernent der Stadt Bernau scheidet Jürgen Jankowiak zum Jahresende aus dem aktiven Dienst. 93 vollgepackte Monate liegen hinter ihm, doch der 64-Jährige brennt nach wie vor für seinen Beruf. Bürgermeister André Stahl verabschiedete sich heute offiziell von einem seiner engsten Mitarbeiter und Berater, ohne dessen gewissenhafte und engagierte Arbeit viele Projekte, wie das Neue Rathaus, die Ladestraße oder der Gutshof Börnicke nicht so reibungslauf gelaufen wären. Zahlreiche Kollegen, Mitarbeiter und Wegbegleiter waren gekommen, um sich persönlich zu verabschieden. Der Abschied fiel dem scheidenden Dezernenten sehr schwer, denn er hat in Bernau nach eigenen Worten sehr gerne mit allen Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet.
Herr Jankowiak, wer mit Ihnen zu tun hat, merkt bald, dass Sie an neue Vorhaben schrittweise herangehen: zunächst fast philosophisch, dann prozessorientiert und schließlich immer konkreter werdend.
Ja, ich muss ein Problem erst einkreisen, dann die Menschen mitnehmen und kann anschließend erst konkreter werden. Die vermeintlich einfachen Fragen sind oft nicht so einfach, weil das Leben nicht so einfach ist. Jeder sieht nur einen Teil aller möglichen Aspekte, deshalb ist und war es mir immer wichtig, Entscheidungen in ihrer Entstehung allgemein nachvollziehbar zu machen. Insgesamt gilt: Wenn es nicht gelingt, eine Mehrheit hinter sich zu versammeln, wird man scheitern.
Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?
Das Neue Rathaus ist das beste Beispiel dafür! Dieses Vorhaben hat im Vergleich zu anderen Vorhaben der letzten Jahre mit Abstand am meisten Raum beansprucht und nimmt daher für mich eine exponierte Stellung ein. Da war die lange Vorgeschichte, die lange konkrete Vorbereitung, die Diskussion, sogar ein Bürgerentscheid dazu und dann natürlich die Planungs- und die Bauphase mit all ihren vielen Einzelschritten. Beim Bürgerentscheid positionierte sich eine nicht überwältigende, aber doch deutliche Mehrheit mit etwa 60 zu 40 Prozent für das Neue Rathaus in dieser Form und an dieser Stelle. Diese Mehrheit haben wir uns aber erarbeitet – eben durch Transparenz, durch geduldiges Argumentieren, durch Aufnehmen und Bewerten von Einwänden oder von Aspekten, die wir zunächst so nicht gesehen haben. So gelang es, eine Akzeptanz und durch den Entscheid auch eine breite Legitimation zu schaffen. Und ich muss hinzufügen, dass diejenigen, die sich dennoch gegen das Neue Rathaus ausgesprochen haben, hinterher fair mit dieser Entscheidung umgegangen sind – da gab es kein Nachhaken oder Ähnliches. Für mich war dies ein Demokratieerlebnis in Reinkultur!
Bleiben wir bei der Beteiligung. Beim Verkehr können irgendwie alle mitreden – wie sieht es da aus?
Ich bin froh, dass wir die Ladestraße fertigbekommen haben, ehe die Bahnbrücken über die Börnicker Straße und am Bahnhof in Angriff genommen wurden. Auch wenn die Verkehrsstauungen alles andere als angenehm sind – wenigstens haben wir momentan überhaupt eine Ausweichstrecke. Langfristig geht die Entwicklung natürlich schon dahin, die Dominanz des Automobils zu reduzieren. Dann aber muss man den Menschen vernünftige Alternativen bieten und daran haben wir in den letzten Jahren in der Tat gearbeitet. Nicht zuletzt die Mobilitätsstrategie 2030 versucht, so viele verschiedene Sichtweisen auf das Bernauer Verkehrsgeschehen und so viele Verkehrsträger wie möglich einzubeziehen, um dann tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Allen recht machen kann man es dabei leider nicht, aber – Stichwort: Akzeptanz – ich muss nachvollziehbar begründen können, warum ich mich für Lösung A und nicht für Lösung B entschieden habe und weshalb Lösung C keine annähernd so gute Alternative ist.
Wie erlebten Sie die letzten Jahre als Leiter dieses Dezernats?
Ich muss gestehen, dass diese Zeit zu den drei prägenden Phasen meines Lebens gehört. Die erste waren meine fünf Jahre als junger Student in Bratislava, dann die Wendezeit mit ihren gesamtgesellschaftlichen Umbrüchen und nun eben Bernau. Dies hat mit der immensen Fülle an Aufgaben zu tun, der ich nach den Jahren bei der Bauaufsicht des Landkreises plötzlich gegenüberstand. Zu Beginn waren wir strukturell und personell diesen Anforderungen gar nicht gewachsen. Da musste erst eine Ämterstruktur geschaffen werden, die den „Lebensphasen“ von Bauprojekten in etwa entspricht. Dann mussten wir eben auch personell kräftig aufstocken und Stadtplaner beispielsweise bekommst Du nicht an jeder Ecke. Insgesamt kann ich mich aber nur bei den rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in meinem Bereich herzlich bedanken: Sie haben Außerordentliches gestemmt – etwas, was die nächsten Jahrzehnte über Bestand haben wird.
Ihr persönliches Fazit?
Ich verstand meine Aufgabe stets so, dass es weniger darauf ankommt, selbst zu glänzen, sondern vielmehr die vielen guten Ideen und den Einsatz, den meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen, zu einem sinnvollen Ganzen zu bündeln. Ich denke, dies ist mir einigermaßen gelungen. Daher gehe ich mit einem guten Gefühl.