16.08.2019
Konversionssommer in Bernau
1994 zogen die sowjetischen Truppen aus Deutschland ab und hinterließen große brachliegende Militärflächen. 25 Jahre später blickten die Mitgliedskommunen des Brandenburger Netzwerkes FOKUS auf die Entwicklungen von Konversionsflächen im gesamten Land zurück. Gastgeber der Fachtagung Konversionssommer 2019 war die Stadt Bernau bei Berlin. Hier blickten die Fachleute nicht nur in die Geschichte, sondern auch auf das Stadtumbaugebiet Pankeaue, wozu eine umfangreiche Grundwassersanierung des Teufelspfuhls eine wichtige Voraussetzung ist und zugleich zum derzeit größten Konversionsprojekt in der Stadt zählt.
Konversion ist eine in Brandenburg flächendeckende Aufgabe, resümierte Markus Hennen, der Sprecher der FOKUS-Städte. „In der Staatskanzlei in Potsdam ist derzeit eine umfassende Ausstellung zu 25 Jahren Konversion zu sehen. Die Schau zeigt eindrucksvoll, welche Aufgaben die Kommunen bisher gestemmt haben und wie enorm die Aufgabe im Jahr 1994 mit Abzug der Truppen war. Es gab auf einmal massenhaft leer gefegte Flächen im Land, 83 Kasernen, 89 Wohngebiete, 19 Flugplätze, 45 Truppenübungsplätze.“ Einen Blick in die Bernauer Konversionsgeschichte gaben Bürgermeister André Stahl und Museumsleiter Bernd Eccarius. „In Bernau haben wir 145 Hektar ehemals militärisch genutzter Flächen. Wie auf Landesebene hat auch die Stadt Bernau eine Gesellschaft gegründet. Ein Erfolgsbeispiel ist das Gewerbegebiet Rehberge. Die STAB Grundstücksentwicklungs-gesellschaft hat die einstige Luftwaffennachrichtenkaserne auf einer Fläche von 25 Hektar zu einem Gewerbegebiet, zu Sport- und Freizeitflächen und Wohnbauflächen entwickelt“, so der Bürgermeister. Museumsleiter Eccarius zeigte den Gästen am Beispiel der Geschichte der Hussitenstadt, dass Konversion kein neuzeitliches Phänomen ist, sondern wiederholt in den Geschichten der Städte zu finden ist. Vor allem die Geschichte Bernaus zeigt, dass Konversion eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung spielte und heute noch spielt. „Für die Entwicklung von Wohngebieten sind wir nicht auf die grüne Wiese gegangen. Bewusst haben wir uns für die Entwicklung von städtischen Flächen entschieden, die zum Beispiel durch einstige militärische Nutzung belastet sind“, so der Bürgermeister.
Die Tagungsteilnehmer konnten sich im Rahmen eines Rundgangs die Grundwasserreinigung des Teufelspfuhls ansehen. Das Gewässer liegt direkt am ehemaligen Heeresbekleidungsamt, wo die sowjetischen Truppen auch eine Reinigung hatten. 1960 ereignete sich hier ein Unfall mit Lösungsmitteln, ein enormer Umweltschaden. Martina Freygang von der Brandenburgischen Boden Gesellschaft berichtete von der Herausforderung des Sanierungsprojektes. „1997 fanden erste Begutachtungen der Schadenssituation statt. Da sich der Umweltschaden auf einer sehr großen Fläche erstreckt, haben Stadt, Land und Deutsche Bahn eine Kooperation geschlossen. Der Grundwasserspiegel wurde gesenkt, eine Vielzahl an Pumpen und Leitungssystemen wurden zur Sanierung in den Boden gebaut. 25 Sanierungsbrunnen pumpen und reinigen am Tag 34 Kubikmeter Wasser“, so die Umweltmanagerin. 2,5 Millionen Euro wird die Altlastensanierung kosten. Ab 2022 will die Stadt die 19 Hektar große Fläche um den Teufelspfuhl als PankePark wieder nutzen.
„Die Konversionsprojekte, die die Kommunen jetzt beginnen, sind mehr als anspruchsvoll. In Bernau gehört dazu die Konversionsfläche an der Schwanebecker Chaussee, für die die Altlastensanierung auf etwa 10 Millionen Euro geschätzt wird. Für solche Projekte brauchen wir den Erfahrungs- und Wissensaustausch untereinander“, so Bernaus Bürgermeister. Bernau ist eine von insgesamt 20 Städten, die im Netzwerk Konversion aktiv ist.