22.05.2015
Jan-Hus-Ausstellung im Steintor
„Jan Hus im Jahr 1415 und 600 Jahre danach“, so der Titel einer Sonderausstellung, die bis 25. Juni im Bernauer Steintor zu sehen ist. Vor 600 Jahren wurde Jan Hus auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kurz vor seinem Tod sagte er: „Ihr bratet eine Gans, aber in hundert Jahren werdet ihr es mit einem Schwan zu tun haben.“ Er, der eigentlich nur eine Reform der Kirche wollte, war Auslöser der hussitischen Bewegung.
17 Jahre nach dem Tod des Reformators kamen die Hussiten auch nach Bernau. An das „Zusammentreffen“ wird heute alljährlich am zweiten Juni-Wochenende mit dem Hussitenfest erinnert. Speziell die „Schlacht vor Bernau“ am Hussitenfest-Sonntag ist wie ein Ausflug in die Geschichte der Hussiten. Museumsdirektor Bernd Eccarius, im Nebenamt „Anführer“ der Bernauer Briganten, lädt schon jetzt dazu ein. Vorher jedoch kann man im Turmzimmer des Heimatmuseums auf 14 Tafeln in deutscher und englischer Sprache mehr über das Wirken des Kirchenreformators und seine Zeit erfahren.
Geöffnet ist das Heimatmuseum im Steintor, Tel. (03338) 29 24 dienstags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr, sonnabends, sonntags und feiertags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Die Wanderausstellung zu Jan Hus wurde vom Hussitenmuseum in Tabor und von der Hus-Museum-Gesellschaft in Prag vorbereitet und produziert. Sie ist Teil des Projektes „Jan Hus im Jahre 1415 und 600 Jahre danach. Die Geschichte, Tradition und ihre Präsentation in der Tschechischen Republik und im Europa des 21. Jahrhunderts“ als Bestandteil des Programms der angewandten Forschung und Entwicklung der nationalen und kulturellen Identität (NAKI) des Kulturministeriums der Tschechischen Republik. Nach Bernau kam die Ausstellung durch Vermittlung der „Vereinigung von Städten mit hussitischer Geschichte und Tradition, deren Mitglied die Stadt ist. Nächste Station ist Naumburg.
Service: Neu im Angebot der Bernauer Tourist-Information, Bürgermeisterstraße 4 sind ein Bierkrug und ein Weinbecher aus Keramik mit Symbolen der Hussiten. Erhältlich ist auch ein Keramik-Taler als Kettenanhänger. Alle Souvenirs stammen aus der Werkstatt der Bernauerin Claudia Perko.
Aus dem Leben des Reformators Jan Hus
Von Bernd Eccarius
Am 6. Juli wurde der 1369 geborene Priester und Universitätsgelehrte Jan Hus in Konstanz als Ketzer verbrannt. Dabei hatte seine Kariere verheißungsvoll begonnen. Der Sohn eines Fuhrmanns besuchte die Lateinschule und studierte ab 1390 in Prag. 1396 wurde er Magister Artium, 1398 folgte das Studium der Theologie und 1400 wurde er zum Priester geweiht.
1401 wurde Jan Hus Dekan der philosophischen Fakultät, 1402 Professor und von 1409 bis 1410 war er Rektor der Prager Universität. Hus, der am Anfang ein gutes Ansehen genoss, wurde auch Beichtvater der Königin Sophie von Bayern (zweite Frau von Wenzel IV.)
Ab 1402 predigte Jan Hus in der Landessprache Tschechisch eine strenge, tugendhafte Lebensweise und eiferte gegen Zeitgeist und Mode. Das brachte ihm nicht nur Freunde, sondern auch eine ganze Menge Ärger ein. Seine Kritik an der Verweltlichung der Kirche, am Lasterleben und an der Habsucht des Klerus sowie sein Eintreten für eine Reform der Kirche an Haupt und Gliedern führten schließlich zu Predigtverbot, Kirchenbann, Exkommunizierung und Verbannung aus der Stadt Prag.
Trotz aller Hindernisse blieb Hus seiner Überzeugung treu. Und er war überzeugt, dass er auch das Konzil in Konstanz überzeugen könne. Aber hierin hatte er sich geirrt. Und so endete der Reformator Jan Hus als Ketzer auf dem Scheiterhaufen. Seine Lehre aber konnte nicht verbrannt werden, sie lebte weiter.
Die Forderung nach Gewissensfreiheit hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Und die Lebensmaxime:
Suche die Wahrheit
Höre die Wahrheit
Lerne die Wahrheit
Liebe die Wahrheit
Bleibe treu der Wahrheit
Verteidige die Wahrheit
Bis in den Tod!
ist und bleibt modern. Auch wenn für Hus alles Moderne eitel und vergänglich schien.