17.10.2014
„Ich möchte Bernau gestalten, nicht nur verwalten“
Gerade einmal fünf Tage ist Bernaus neuer Bürgermeister André Stahl im Amt. Eine kurze Zeit, doch mit seinem Namen verbinden sich hohe Erwartungen. Vordringlich steht die Lösung der sogenannten Altanschließerproblematik an. Anlass genug für ein Interview mit dem 43-jährigen Juristen.
Pressestelle: Herr Stahl, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Bürgermeister. Sie haben das Amt in einer „aufgeregten“ Zeit übernommen. 100 Tage Schonzeit werden Ihnen wohl kaum zugestanden. Was hat für Sie Priorität?
André Stahl: Die Arbeit an der Lösung des Altanschließerproblems genießt absolute Priorität. Das ist die Voraussetzung für eine Befriedung der Stadt und das Zuschütten von Gräben innerhalb der Bevölkerung und auch zwischen den Stadtverordneten. Aufgrund der Unterschriften für ein Bürgerbegehren wird die Stadtverordnetenversammlung zunächst über dessen Zulässigkeit entscheiden. Ist es zulässig, werden die Bürger in einem Bürgerentscheid darüber abzustimmen haben, ob eine Umstellung auf das Gebührenmodell erfolgt.
Im Falle der Unzulässigkeit des Bürgerentscheides oder der Ablehnung werden wir weiter an einem Kompromissmodell arbeiten. In jedem Fall muss es gelingen, der erheblichen sozialen Brisanz des Themas gerecht zu werden. Eine Schonzeit von 100 Tagen ist also schon daher völlig unrealistisch.
Pressestelle: Wie können die Bürger mit Ihnen kommunizieren? Gibt es einen Newsletter?
André Stahl: Gern können die Bürger sich direkt an mich wenden: per Mail, per Brief oder in der Bürgermeistersprechstunde dienstagnachmittags. Die Pressestelle versendet einen wöchentlichen Newsletter mit aktuellen Stadtnachrichten.
Pressestelle: Vor Ihnen liegt eine Amtsperiode von acht Jahren. Was möchten Sie in dieser Zeit auf jeden Fall erreichen?
André Stahl: Wichtig ist es mir, Bernau als soziale Stadt weiterzuentwickeln. Dazu gehört, bezahlbares Wohnen für alle Generationen zu fördern, das hohe Niveau der sozialen Einrichtungen auszubauen und das Vereinsleben zu unterstützen. Wirtschafts- und Gewerbeansiedlungen werde ich aktiv befördern und regionale Unternehmen stärken.
Bei wirklich wichtigen Fragen der Kommunalpolitik sind die Einwohner frühzeitig zu beteiligen. Das hilft, auf allen Seiten die Akzeptanz und das gegenseitige Verständnis zu erhöhen. Dies gilt besonders bei Straßen- und anderen Bauprojekten. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich möchte Bernau gestalten, nicht nur verwalten.
Pressestelle: Zusammen mit der Stadtverordnetenversammlung?
André Stahl: Ja, selbstverständlich. Für mich ist Kommunalpolitik das Austarieren der unterschiedlichen Interessenlagen, das Durchsetzen des Machbaren. Hierbei darf allerdings der Stadtverordnetenversammlung die Entscheidungsfreude nicht genommen werden. Wir brauchen ein Miteinander von Verwaltung und Stadtverordneten. Ich halte es für entscheidend, dass die politische Willensbildung in der Stadtverordnetenversammlung stattfindet.
Pressestelle: Hubert Handke war mehr als 20 Jahre lang ein beliebter und geachteter Bürgermeister von Bernau, ehe er im März dieses Jahres abgewählt wurde. Viele Bernauer sagen: Er könnte heute noch Bürgermeister sein, wenn er nur in Sachen Altanschließer kompromissbereit gewesen wäre ...
André Stahl: Über die Gründe eines jeden Einzelnen bei seiner Entscheidung möchte ich nicht mutmaßen, in einer Gesamtschau des Wirkens von Herrn Handke in dieser Stadt kann man jedoch eine überaus erfolgreiche Amtszeit konstatieren. Er hat die Stadt wirtschaftlich und infrastrukturell sehr gut aufgestellt und viele positive Entwicklungen in Gang gesetzt.
Pressestelle: Sie sind Biesenthaler. Was bedeutet Ihnen Bernau?
André Stahl: Bernau ist mein Geburtsort. Ich bin hier zur Schule gegangen, habe hier mein Abitur abgelegt. Meine gesamte berufliche Entwicklung nach dem Studium vollzog sich in Bernau. Insofern bin ich eng mit der Stadt und ihren Menschen verbunden.
Vielen Dank für das Gespräch.