05.03.2015

10. März: Kunstraum-Gespräch über Ingeborg Hunzinger

Kunstraum Innenstadt

Um „Ingeborg Hunzinger – Kommunistin und Künstlerin“ geht es im Kunstraum-Gespräch am kommenden Dienstag, den 10. März, 19 Uhr. Das Kulturamt der Stadt lädt dazu in die Ausstellungsräume Alte Goethestraße 3 (an der Stadtmauer) ein. Zu sehen ist dort die Skulpturensammlung der Waldsiedlung Bernau. Ingeborg Hunzinger ist in der Ausstellung mit dem Bronzerelief „Laienspiel“ (1959) vertreten. Ein weiteres Relief von ihr – „Am Strand“ (1960), Terrakotta – ist noch in der Waldsiedlung, auf dem Gelände der Brandenburg-Klinik zu finden. Anlass für den Gesprächsabend als Fortführung der Kunstraum-Gespräche ist der 100. Geburtstag der Bildhauerin. Über sie und ihr Werk sprechen der Publizist Dr. Thomas Flierl und der Kunstwissenschaftler Dr. Jens Semrau.

„Der gewählte Titel gibt das Signal für ein Spannungsfeld, in dem sich die Bildhauerin ein Leben lang befand“, weiß Sabine Oswald-Göritz vom Kulturamt der Stadt.
Im Februar 1915 geboren, wuchs Ingeborg Hunzinger in einem behüteten und begüterten El-ternhaus auf. Der Vater war Professor für Chemie und ein gefragter Spezialist in der Glasforschung, die Mutter war Jüdin. Mit zwölf Jahren sammelte Ingeborg Hunzinger Kinderklei-dung für die Ärmsten der Armen und sah sich plötzlich mit einem Leben konfrontiert, das weit weg war von dem eigenen, geborgenen. Der Großvater, Philipp Franck, gehörte zum Kreis der Berliner Sezessionisten um Max Liebermann und nahm sie schon früh mit zu Ausstellungsbesuchen. Von ihren ersten Malversuchen an der Kunstgewerbeschule wussten die Eltern nichts, der Großvater schon. Siebzehnjährig, ein Jahr vor Machtergreifung der Faschisten, trat sie in die Kommunistische Partei ein, mit 20 Jahren begann sie ein Studium der Malerei und Plastik in Berlin-Charlottenburg, 1939 erhielt sie Studien- und Berufsverbot durch die Reichskulturkammer. Mit ihren jüdischen Wurzeln und als Kommunistin war sie unwürdig, deutsches Kulturgut zu schaffen. Ingeborg Hunzinger emigrierte nach Italien, kehrte Ende 1942 nach Deutschland – in den Schwarzwald – zurück und erlebte hier mit ihren zwei Kindern das Kriegsende. Sie zog zurück nach Ost-Berlin, nahm das Kunststudium wieder auf, wurde Meisterschülerin bei Fritz Cremer und Gustav Seitz. Ab 1953 lebte sie als freischaffende Künstlerin in Berlin-Rahnsdorf. Seit dieser Zeit arbeitete sie für den öffentlichen Raum und überwiegend im staatlichen und öffentlichen Auftrag. „Das erzeugte Reibungsflächen und forderte die Auseinandersetzung – in allen Jahrzehnten ihres Schaffens“, sagt Sabine Oswald-Göritz.

Eines der bekanntesten Werke Hunzingers ist „Frauenprotest in der Rosenstraße“ – vier Blöcke und zwei Figurengruppen (1995) Porphyrgestein – und gedenkt an historischer Stelle der mutigen Ehefrauen und Angehörigen, die mit ihrem tagelangen Straßenprotest den Abtransport ihrer von der Gestapo verhafteten jüdischen Männer nach Auschwitz verhinderten. „Damit steht dieses Werk exemplarisch für die künstlerische Arbeit von Ingeborg Hunzinger. Sie hat stets Haltung bezogen, entwickelt aus ihrer eigenen Lebenserfahrung und Gesinnung. Ge-genstand ihrer Darstellung ist der Mensch. Diesem gab sie Gestalt in seiner Suche nach Selbstbestimmung und Selbstbefreiung“, so Sabine Oswald-Göritz. Hunzinger arbeitete als Bildhauerin bis kurz vor ihrem Tod. Sie starb 94-jährig im Juli 2009.

Die beiden Referenten des Abends sind ausgewiesene Kenner des Werkes der Künstlerin. Der Kunstwissenschaftler Dr. Jens Semrau kuratierte die Jubiläumsausstellung zum 100. Geburtstag in der Galerie Alte Schule Adlershof, Berlin. Dr. Thomas Flierl, Kulturwissenschaftler und Publizist, war Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur (2002–2006) und setzte sich nicht nur in dieser Funktion mit der Künstlerin und ihren Werken auseinander.

Alle Interessierten sind herzlich zu dem Kunstraum-Gespräch eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Kunstraum Innenstadt
Skulpturensammlung der Waldsiedlung Bernau
Alte Goethestraße 3 (an der Stadtmauer)
Öffnungszeiten: Mi. 10–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr, feiertags geschlossen
Kontakt: Kulturamt Stadt Bernau bei Berlin, Tel.: (03338) 70 68 756, kulturamt@bernau-bei-berlin.de

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